Vitaminräuber und erhöhter Bedarf – manche brauchen mehr
Eigentlich sollte man meinen, dass ein Mangel an Mikronährstoffen in einem Industrieland wie Österreich nicht möglich ist. Die Realität sieht aber leider anders aus – laut
dem aktuellen österreichischen Ernährungsbericht ist die Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen in allen Bevölkerungsgruppen nicht ausreichend und teilweise
sogar kritisch. Denn selbst bei ausgewogener Ernährung ist es schwer, alle Mikronährstoffe in der täglich empfohlenen Menge zuzuführen.
Mangel im Überfluss
Die Supermärkte bieten Obst und Gemüse in Hülle und Fülle an und dennoch werden diese nährstoffreichen Lebensmittel in viel zu geringen Mengen konsumiert. Häufig kommt es auch durch lange Transportwege, falsche Lagerung und industrielle Verarbeitung zu einer Verminderung des Nährstoffgehaltes – z. B. bei gekochtem Gemüse bis zu 70 Prozent Verlust
an Magnesium, Zink, Kalzium und Vitamin C.
Was sind die möglichen Folgen
von Nährstoffdefiziten
Ein Mangel an Mikronährstoffen äußert sich meist in recht unspezifischen Symptomen wie: Energielosigkeit, Verminderte geistige und körperliche Leistungsfähigkeit, Lern- und Konzentrationsstörungen, Erhöhte Infektanfälligkeit, Müdigkeit, etc...
Menschen mit erhöhtem
Vitalstoffbedarf
Bestimmte Lebenssituationen oder Ernährungsgewohnheiten können zu einem erhöhten Bedarf an Vitalstoffen führen.
Kinder und Teenager
Kinder und Jugendliche denken beim Essen meist nicht darüber nach, ob die Nahrung, die sie aufnehmen, auch gesund ist – gegessen wird, was schmeckt. Für Heranwachsende sind Folsäure und die Vitamine B1 und B2 besonders wichtig, ebenso wie die Mineralstoffe Kalzium, Eisen und Jod.
Schwangere und Stillende
Insgesamt ist der Vitalstoffbedarf während der Schwangerschaft und in der Stillphase deutlich erhöht. Schwangere Frauen benötigen zum Beispiel doppelt so viel Eisen pro Tag und auch der Bedarf an Folsäure (150 %), Vitamin B6 (158 %) und Vitamin A (137,5 %) ist wesentlich höher. Während der Stillzeit wird sogar eine noch höhere Zufuhr bei vielen Vitalstoffen empfohlen.
Senioren
Mit zunehmendem Alter sinkt der Energiebedarf, nicht aber der Bedarf an Vitaminen und Mineralstoffen. Es fehlen vor allem die Vitamine A, B1 und B6, Folsäure, D und die Mineralstoffe
Magnesium und Kalzium. Hinzu kommt, dass die bei vielen älteren Menschen notwendige und regelmäßige Einnahme von Medikamenten den Vitaminhaushalt zusätzlich negativ beeinflussen kann.
Wer unter Stress steht
Körperliche oder geistige Belastungen können einen Mehrbedarf an Mikronährstoffen zur Folge haben. Bei einem erhöhten Energieverbrauch ist vor allem auf eine ausreichende Versorgung mit B-Vitaminen zu achten.
Raucher
Generell erhöht sich bei starken Rauchern der allgemeine Vitaminbedarf. Der Bedarf an Vitamin C ist beispielsweise um 40 Prozent höher als bei Nichtrauchern.
Erhöhter Alkoholkonsum
Regelmäßiger Alkoholkonsum (auch in moderaten Mengen) führt zu Störungen bei der Aufnahme und Verwertung von Mikronährstoffen im Körper – Alkohol ist ein regelrechter Vitalstoffräuber. Besonders betroffen sind die Vitamine B1 und B6, C, Folsäure und Niacin, sowie Magnesium.
Diäten
Gerade bei Diäten ist es schwierig, einen ausgewogenen Ernährungsplan aufzustellen, der eine ausreichende Vitamin- und Mineralstoffversorgung sichert.
Arzneistoffe und Mikronährstoffe
Es besteht die Möglichkeit gegenseitiger Aufnahmestörungen oder Beeinflussung durch gleiche Transport- und Stoffwechselwege mit der Folge, dass die physiologische Funktion eines Vitamins oder Mineralstoffs gestört ist z. B. Diuretika -> Störungen des Elektrolyt- und Wasserhaushaltes durch Verluste an Magnesium und Kalium. Weiters kommt es durch den erhöhten Harnfluss zu einem Verlust an wasserlöslichen Spurenelementen (Zink) und Vitaminen. Laxantien -> Enterale Verluste von Natrium, Kalium, Magnesium und Wasser, aber auch Beeinträchtigung anderer Mikronährstoffe, wie B-Vitamine und fettlösliche Vitamine.
Aber auch Arzneistoffe wie Analgetika, Antazida und Säureblocker, Antibiotika, Antidiabetika, Antihypertonika, Corticosteroide, Kontrazeptiva u. a. können zu Mikronährstoffdefiziten führen.